Der Büro-Ansitz – gut gesessen ist halb geschossen

Ja, genau, hier musste auch ich zwei Mal hinsehen (und wer noch ein drittes Mal hinsieht, erkennt meinen staunenden Schatten beim Fotografieren) – und dies ist bis dato auch das einzige Bild, das einer informationstechnischen Nachbearbeitung in Form einer Aufhellung bedurfte, damit das Herzstück dieses waldfarbenfrohen Hochsitzes besser zur Geltung kommt: Es ist tatsächlich ein Bürostuhl, genauer gesagt, ein höhenverstellbarer Drehstuhl mit Rollen, der in luftigen Höhen ein scheinbar berechtigtes Dasein fristet.    

Und hiermit geht das große Rätselraten auch schon los. Man kann sich bzw. ich habe mir hier viele Fragen gestellt, auf die ich leider weniger viele zufriedenstellende Antworten finde – zum Beispiel:

  • Wie kommt dieser Stuhl da verdammt noch eins hoch? (Ich habe spaßeshalber meinen Mann gefragt, was er vermutet – der meinte im Brustton der Überzeugung: „Hochgehievt.“ Hm. Nun, wie auch immer der Stuhl a) bis zum Hochsitz und b) auf den Hochsitz kommt, es war mit Sicherheit mit gewissen Anstrengungen verbunden. Aber dem Hochsitznutzer schien es die Mühe wert, was mich zu meiner zweiten Frage bringt:
  • Hat der Ansitzer möglicherweise ein Rückenproblem? Denn wenn das der Fall ist, dann fällt es mir schon sehr viel schwerer, auf die vorhergehende Frage eine passende Antwort zu finden. Mal angenommen, der arme Weidmann hat einen Morbus Bechterew (was bedeutet, dass seine Wirbelsäule in höchstem Maße bewegungseingeschränkt ist) und nutzt diesen Stuhl bzw. dessen diverse hydraulische Lift-, Neigungs- und Drehfunktionalitäten zur indirekten Ausrichtung seines Gewehrs. Dann muss er aber immer noch die Leiter in beiden Richtungen bewältigen. Das ist Arbeit, was mich zu meiner dritten Frage(nserie) bringt:
  • Ist das ein offizieller Arbeitsplatz – jagt hier vielleicht ein Beamter im Ruhestand? („Liebes Wildschwein, bitte ziehen sie eine Nummer und stellen Sie sich an, Sie werden zügig abgeschossen, sobald ihre Nummer an der Reihe ist.“)  Transponiert hier jemand eine ihm bekannte arbeitstägliche Routine in seinen Freizeitbereich? („Schatz, ich muss noch ein paar Stunden in mein Waldbüro, warte bitte nicht mit dem Abendessen auf mich.“)

Was aber meiner Meinung nach sicher ist – der Stuhl (oder ein ähnliches nicht-organisches Sitzmöbel) muss bereits Teil des Bauplans gewesen sein, denn der Hochsitz ist nach hinten vollständig offen und bietet auch im Inneren (soweit ich das von außen – denn ich bin durchaus abergläubisch und berühre die Hochsitze über die ich schreibe nicht –  beurteilen konnte) keine eigene Sitzmöglichkeit.

Schlussendlich sei noch angemerkt: Dieser Hochstuhl hat eine wunderschöne formvollendete und waldfarbenfrohe Leiter –  was man durchaus zur Kenntnis nehmen kann, wenn man es schafft, sich gedanklich von dem darin aufgestellten Bürostuhl zu distanzieren – was wiederum schwerfällt, wenn man diesen meinen Aufsatz gelesen hat.

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