Grün, grün, grün ist alles, was ich hab… – der Wellness-Ansitz

Es ist gar nicht so einfach, etwas Grünes in etwas Grünem zu entdecken. Mindestens genau so herausfordern wie etwas Rotes in etwas Rotem – oder haben Sie schon einmal versucht, eine abgefallene Clownsnase aus einer Schüssel Tomatensalat zu bergen? Ich schon, und das mit einer handfesten Clownphobie, aber ich drifte ab…

Hoffen wir einfach, dem Besitzer dieses Hochstuhls ist eine solche Differenzenzierungsproblematik – geschweige denn eine Clownphobie – gänzlich unbekannt!  😉

Jedenfalls bin ich erst unlängst auf dieses schöne waldtannenmoosgrüne – ebenfalls mit einem Drehstuhl bestückte – Exemplar gestoßen und musste nochmals zwei Extrarunden drehen, bis ich dann endlich, mit meinem Smarthone bestückt, den bildlichen Beweis einsammeln konnte:

Der Anblick dieses Ansitzes löst in der Tat ein gewisses Wohlbefinden beim Betrachter aus. Nicht nur, dass er (also der Hochsitz, nicht der Betrachter) durch die weitest gehende Naturbelassenheit der verbauten Materialien in einem zwanglos unperfekten Baustil bodenständig wirkt, der nostalgisch-abblätternde Anstrich des Aufsatzes strahlt überdies tiefste Ruhe und Zufriedenheit aus.  

Man merkt, hier ist jemand ganz in seinem Element. Der Jäger scheint durch diesen waldartigen Umbau quasi eine Symbiose mit dem ihn umgebenden Forst eingehen zu können. Nichtsdestotrotz beherbergt auch dieser Hochsitz zwei störende/ irritierende Besonderheiten:

  • Ein lilafarben gepolsterter Drehstuhl: Nichts gegen eine weiche, rückenfreundliche Sitzgelegenheit, lieber Weidmann, als alternde Dame kann ich das absolut nachvollziehen und möchte im Zeitalter progressiv gestalteter Sitzmöbel auch nicht länger wie ein darbender Minnesänger im Mittelalter sinnlos auf einem Steine oder Brett kauernd warten müssen, bis sich eine Wildsau meiner erbarmt . Aber lila?  Lila – müssen Sie wissen – Lila ist die Farbe der unausgeglichenen Frau. Zumindest wurde mir das einst (von wem und bei welcher Gelegenheit trete ich hier nicht aus) gelehrt, seitdem besitze ich auch nicht ein einziges lilafarbenes Bekleidungsstück mehr. Denn wer, bitteschön, möchte sich selbst als unausgeglichen bezeichnen, geschweige denn, so gewanden: „Ah, hallo, sehen Sie mich an, ich bin eine unausgeglichene Frau!“ … aber ich schweife schon wieder ab.
  • Ein unter dem Ansitz trümmerartig zusammengeschobene Scheiterhaufen alter Bretter:  Tja, womöglich waren Sie, lieber Weidmann, oder ihr letzter Hochsitz etwas zu unausgeglichen und sind mitsamt dem lilafarbenen Drehstuhl aller abblätternden Nostalgie zum Trotze abwärtsgerauscht, als der symbiotisch-morsche Hochsitz unter ihnen nachgab und zu diesem traurig anmutenden Häuflein Restgehölz zusammenbrach. Geradezu symbolisch haben Sie dieses nach Errichtung des Wiederaufbaus an Ort und Stelle belassen, vermutlich auch in der nicht ganz unbegründeten Hoffnung, beim nächsten Sturze etwas weicher und weniger tief zu fallen.

Wie auch immer, ich hoffe, der Weidmann ist wohlauf – es war mir eine Freude und ein großes Glück, auch dieses schöne Exponat meiner Sammlung hinzufügen zu dürfen. Tatsächlich entstammen zum jetzigen Zeitpunkt noch alle Elemente dieser Sammlung ein und demselben Forst.

Möglicherweise hängt mein derzeitiges üppiges Fundglück auch damit zusammen, dass der postwinterliche Wald doch noch recht karg daherkommt – und der stürmische Eberhard hat überdies auch noch sein übriges zur jüngsten Ausdünnung des Forstbestands beigetragen. Vielleicht sollte auch ich, den Waldtieren gleich und doch antizyklisch gerichtet, aus diesem Hochsitz-Segen schöpfend einen „Wintervorrat“ anlegen, damit ich über den Sommer komme! Ansonsten müsste ich mich mit den Tücken des Hochsitz-Fastens auseinander setzen oder ich könnte die Zeit auch nutzen, um meine Clownphobie zu kurieren. Aber ich schweife schon wieder ab….