Der Schnellbausitz – hast Du keinen, bau Dir (fix) einen…

Dieser Hochsitz gehört zur Kategorie „Hoppla, irgend etwas ist hier heute aber anders… *grübel*“. Denn beim Laufen bin ich förmlich über diesen Neuling  gestolpert; wie einer dieser im Instagramzeitalter populär gewordenen „Pop-up-Stores“ oder wie die Pilze der Saison 2018 ist dieses Modell über Nacht förmlich aus dem Boden geschossen. Und das spannendste (ja, wie immer steckt der Jäger im Detail) – es wurde nicht einmal ansatzweise versucht, dieses eilige Unterfangen zu vertuschen, denn der Errichter schien so im Eifer seines Werkens aufzugehen, dass er es versäumt hat, alle Etiketten an den Bauteilen zu entfernen… Oder vielleicht war es ihm auch (jagd)wurstegal, denn er wollte einfach endlich auch *dazugehören* – denn was ist ein Jäger ohne Hochsitz? – diese Frage ist es durchaus wert ein (anderes Mal) ausführlich erörtert zu werden). Nun das diesen Fall begleitende Bildmaterial:

  • These 1: Der Jäger verfügt über zwei linke Hände bzw. über wenig handwerkliches Geschick. Dies könnte für eine erfolgreiche Jagd möglicherweise ebenfalls ein Hindernis darstellen – es muss sich aber nicht zwangsläufig ausschließen, denn Bob der Baumeister ist tatsächlich ein miserabler Schütze.
  • These 2: Der Jäger hat wenig Zeit bzw. der Hochsitz musste zügig erstellt werden. Der Jäger hat daher beim Online-Versandhändler „Hochsitz-Now“ den Bausatz „Flinker Hubertus“ für 199 Euro bestellt und nach Hause liefern lassen. Mein Mitleid gilt in diesem Falle dem in die Bestellung eingebundenen Paketdienst, denn dieses Paket konnte mit Sicherheit nicht über den Balkon geworfen werden.
  • These 3: Der Jäger hat diesen Hochsitz zur bestandenen Jagdscheinprüfung geschenkt bekommen. Hach, das ist mal eine wildromantische Vorstellung… Möglicherweise haben seine Liebsten eine große rote Schleife um den Sitz gebunden und den frischgebackenen Weidmann mit verbundenen Augen zum Sitz geführt, um dann das Augenband zu lüften…

In gewisser Weise macht dieser Sitz Hoffnung, denn man kann auch als Hammerklaus (handwerklicher Laie)  zu seinem Hochsitz (oder Hochkabuff) kommen, andererseits fragt man sich beim Anblick dieses Sitzes auch, ob sich hier ein bedenklicher Trend (wie wir ihn ja aus vielen anderen Lebensbereichen bereits kennen) in Richtung serielles „Fertigprodukt“ entwickelt. Umso wichtiger sehe ich dieses mein Projekt, all den Hochstühlen unserer Wälder und ihrer unerschütterlichen und liebenswerten Individualität ein Gesicht, eine Stimme und eine Plattform zu geben! (Hätte ich ein Jagdhorn, könnten Sie nun als lautmalerische Unterstreichung dieses Schlusswortes ein mehrfaches trotziges Hupen vernehmen, haben Sie ausreichend Fantasie, stellen Sie es sich bitte einfach vor).